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Obstgroßmarkt Mittelbaden eG: Zeichen stehen auf Zukunft und Sicherung des Standorts

Die Obstgroßmarkt Mittelbaden eG (OGM) blickt eigenen Angaben zufolge auf ein herausforderndes, zugleich aber richtungsweisendes Geschäftsjahr zurück. Insgesamt erzielten die 860 Obsterzeuger mit der Genossenschaft einen Gesamtumsatz von 26,6 Mio Euro.

Die Mitglieder der OGM
(v.l.) Bürgermeister Christoph Lipps, Martin Bähr, Vorstandsmitglied Simon Enderle aus Durmersheim, Markus Grimmig, Alexander Schmieder, Markus Huschle, Karoline Vogt, Dirk Kastner, Stefan Rettig
© Markus Litterst OGM
Der Obstgroßmarkt Mittelbaden aus der Luft, im Hintergrund die Stadt Oberkirch und die Vorbergzone.
Der Obstgroßmarkt Mittelbaden aus der Luft, im Hintergrund die Stadt Oberkirch und die Vorbergzone.
© Konrad Höß OGM

Trotz eines Umsatzrückgangs von rund 25 % konnte ein Jahresüberschuss von 153.276 Euro erzielt werden. „Wir haben weniger umgesetzt, aber wirtschaftlich effizient gearbeitet“, betonte der geschäftsführende Vorstand Dirk Kastner in der Generalversammlung in der Erwin-Braun-Halle. Die OGM zählte zum Jahresende 860 aktive Erzeuger – 121 weniger als im Vorjahr. Der Mitgliederschwund sei vor allem auf natürliche Abgänge und den Rückzug passiver Mitglieder zurückzuführen.

Um die Wirtschaftlichkeit zu sichern, wurden im Geschäftsjahr 2024 tiefgreifende Maßnahmen umgesetzt. „Wir haben massive Personaleinsparungen vorgenommen – rund eine halbe Million Euro konnten so eingespart werden“, erklärte Kastner. Auch die eigene Logistik wurde aufgelöst. Künftig übernehmen Frutania und weitere Partner die logistischen Aufgaben. „In einem Unternehmen dieser Größe sind Veränderungen wie Kurskorrekturen bei einem großen Schiff – es dauert, bis die Effekte sichtbar werden“, so Kastner bildhaft.

Partnerschaft mit Frutania als Zukunftsmodell

Die Zusammenarbeit mit den Vermarktungspartnern Frutania und Fruitfels habe sich erneut bewährt. Gemeinsam will man künftig noch stärker Synergien nutzen. Frutania lagert und sortiert bereits Äpfel über die OGM, die dafür in moderne Sortier- und Verpackungstechnik investierte. „Wir sortieren, packen und verladen mehr denn je – aktuell sogar doppelt so viele Äpfel wie im Vorjahr“, berichtete Vorstandsvorsitzender Martin Bähr.
Frutania sei als starker Vermarkter und Beerenexperte ein strategisch wichtiger Partner, ergänzte Bähr. Geplant sei, die Produktionsstätten künftig auf dem OGM-Gelände zu bündeln. Frutania wolle dort in eine moderne Logistikhalle investieren – ein klares Signal für den Standort und die gemeinsame Zukunft.

Fokus auf Beratung und Erzeugerbindung

Die OGM will auch in Zukunft an allen Erzeugern festhalten – unabhängig von deren Betriebsgröße. „Neue Betriebe zu gewinnen wird immer schwieriger, daher wollen wir unsere bestehenden Mitglieder stärken“, sagte Kastner. Künftig soll die Beratung individueller auf die Sortenstrategie, Produktivität und EU-Fördermaßnahmen zugeschnitten werden. Denn: „Ohne die Umsätze unserer Erzeuger, ohne starke Handelspartner und ohne konsequente Prozessoptimierung ist ein Fortbestehen nicht gesichert.“

Auch die Annahmestelle in Achern bleibt erhalten. Nach dem Weggang des bisherigen Verantwortlichen habe man die Neuorganisation für die Saison 2025 erfolgreich aus den eigenen Reihen bewältigt.

Witterung und Schädlinge belasten Erträge

Das Jahr 2024 war für viele Kulturen schwierig. Starke Niederschläge während der Haupternte und Frostereignisse im April führten zu erheblichen Mengeneinbußen und Preisdruck. Besonders betroffen waren Erdbeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren im Freiland. Deutlich besser verlief die Saison im geschützten Tunnelanbau, der künftig weiter ausgebaut werden soll. Bei Industriekirschen waren die Einbußen gering, während Stachel- und Johannisbeeren Preissteigerungen von bis zu 40 % verzeichneten. Beim Kernobst sorgte die schwache EU-Ernte 2023 für eine Umsatzsteigerung um über eine Million Euro bei gleicher Menge.

Für die Stadt Oberkirch überbrachte Bürgermeister Christoph Lipps die Grüße der Verwaltung. Er hob die Bedeutung der Sonderkulturen für die regionale Wirtschaftsstruktur hervor und verwies auf die Herausforderungen durch Strukturwandel, Flächenrückgang, Klimaeinflüsse und wirtschaftliche Zwänge. Das von Oberbürgermeister Gregor Bühler initiierte Obst- und Weinbauforum werde daher bereits zum dritten Mal stattfinden – als Plattform für den Austausch zwischen Erzeugern, Wissenschaft und Politik. Kastner zog abschließend folgendes Fazit. Die Zeichen beim Obstgroßmarkt Mittelbaden stehen auf Zukunft – aber auch auf Anpassung. Mit einer klaren Strategie, neuen Strukturen und starken Partnern will die OGM den Standort langfristig sichern und die Erzeuger durch den Wandel begleiten.

Verdiente Ehrungen und personelle Veränderungen

Aufsichtsratsvorsitzender Markus Grimmig leitete die Versammlung und würdigte Klaus Wiegele aus Oberkirch-Ödsbach für 30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Aufsichtsrat. Für seine Verdienste erhielt Wiegele die Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands. Auch Peter Mayer schied nach langjähriger Tätigkeit aus dem Gremium aus. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde Karoline Vogt aus Oberkirch. Wiedergewählt in den Aufsichtsrat wurden Stefan Rettig aus Achern-Mösbach, Markus Huschle aus Oberkirch-Gaisbach und Alexander Schmiederer aus Lautenbach.

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